Welche Auswirkungen kommen durch den Klimawandel und die sich rasant ändernden Umweltbedingungen auf die menschliche Gesundheit zu? Wer ist besonders betroffen und wie können die Menschen besser geschützt werden? Wie kann man Menschen auf Klimaextreme vorbereiten und welche Erwartungshaltung hat man gegenüber präventiven Maßnahmen? Mit dieser aktuellen und sehr relevanten Thematik beschäftigten sich Vortragende und Teilnehmende des 30. Frankfurter Forums am 19. und 20. April 2024 in Fulda.
Der Klimawandel beeinflusst nicht nur die Umwelt, er bestimmt auch immer mehr die Gesundheit der Menschen. Prognosen sagen erhebliche gesundheitliche Risiken durch eine Häufung extremer Wettereignisse voraus. Der Zugang zu soliden und aktuellen Informationen über diese Gefährdungslage ist für eine evidenzbasierte Politik sowie für die Identifizierung von Forschungslücken und Handlungsoptionen unerlässlich. Zu diesem Zweck sind bereits viele Initiativen entstanden, die Evidenz zusammentragen und auswerten.
So haben mehr als 90 Autorinnen und Autoren aus etwa 30 nationalen Behörden und Institutionen zu einer umfassenden Synthese der aktuellen Evidenz in Deutschland beigetragen, die in 14 Artikeln im Journal of Health Monitoring veröffentlicht wurde: Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit (2023). Im Vorwort heißt es: „Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit, sie bedroht unsere Lebensgrundlage und somit unsere sichere Zukunft. Dabei nimmt die Bedeutung anthropogener Umweltveränderungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu. Folgerichtig müssen sich Public-Health-Systeme weltweit dieser maßgeblichen und komplexen Belastung stellen, indem sie sowohl ihre eigene Handlungsfähigkeit als auch ihre eigene Resilienz stärken“.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach durch die Vorsitzende Claudia Hornberg im Jahr 2023 auf dem ersten Planetary Health Forum wichtige Impulse für Leitplanken der weiteren Entwicklung von Naturschutz und Gesundheit gegeben, die auch in dem aktuellen Sondergutachtens „Umwelt und Gesundheit“ konsequent weitergedacht werden.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach durch die Vorsitzende Claudia Hornberg im Jahr 2023 auf dem ersten Planetary Health Forum wichtige Impulse für Leitplanken der weiteren Entwicklung von Naturschutz und Gesundheit gegeben, die auch in dem aktuellen Sondergutachtens „Umwelt und Gesundheit“ konsequent weitergedacht werden.
Es ist offensichtlich, dass die Gesundheitssysteme selbst zur Umwelt- und Klimabelastung beitragen. In der Patientenversorgung wird der größte Anteil hieran durch die Arzneimitteltherapie verursacht, beginnend bei der Rohstoffbeschaffung und dem Produktionsprozess der Medikamente, über die Medikamentenverordnung (mit der bekannten Multimedikationsproblematik) bis hin zur Entsorgung von Verpackungs- und Altmedikamenten-Müll.
Die zentrale Aufgabe auf einer systemischen Ebene besteht ohne Zweifel in der Stärkung der Resilienz des Gesundheitswesens. Auch wenn die Ökonomie durch die Wachstumsorientierung im Mittelpunkt der Kritik steht, darf nicht übersehen werden, dass Klimaschutz und Klimapolitik nur dann die erforderlichen globalen Nachahmer finden und den Migrationsdruck auf die Industrieländer abschwächen werden, wenn sie Hand in Hand gehen mit zunehmendem Wohlstand. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Ökonomie durch qualitatives Wachstum, grüne Spitzentechnologien und auch durch mehr Bildungsanstrengungen und emanzipatorische Unterstützung entscheidend an der Lösung mitwirken.
Auf der individuellen Ebene geht es um die durch den Klimawandel ausgelösten gesundheitlichen Auswirkungen, die nicht nur physischer Art sein können, wie z. B. Infektionen, körperliche Beeinträchtigungen oder auch Todesfälle, sondern auch mit psychischen Belastungen wie Stress, Angstzuständen, Traumata und Depressionen. Die Förderung von Gesundheitskompetenz ist nicht nur wichtig für die Prävention von Erkrankungen sondern kann darüber auch Beiträge zur Förderung der Resilienz des Gesundheitssystems und für eine nachhaltige Klimastrategie leisten.
Das Frühjahrsforum beschäftigte sich – der bewährten Verteilung der Themenschwerpunkte zwischen Frühjahr und Herbst folgend - mit den übergeordneten Fragestellungen: Nach dem Eröffnungsvortrag von Claudia Hornberg über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Klima und Gesundheit bildeten die Themen Klimaschutz als nationale und internationale Gemeinschaftsaufgabe, Gesundheit und Wohlergehen als „Sustainable Development Goal“ in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung, die besondere Rolle der Pflegenden für eine klimasensible Patientenversorgung sowie das Thema Gesundheitskompetenz als Voraussetzung für gesundheitsförderndes und klimabewusstes Gesundheitsverhalten die Schwerpunkte der Vorträge und der Diskussion.
Von Prof. Dr. Volker Ulrich, Universität Bayreuth