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HEFT NR. 14

Lebensqualitäts-Konzepte: Chancen und Grenzen

Wird die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten stärker berücksichtigt, eröffnen sich neue Chancen, Therapien und die Versorgung insgesamt zu verbessern. Der Stellenwert der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ist Gegenstand der neuen Publikation des Frankfurter Forums im Diskurs-Heft Nr. 14. Unter dem Titel „Lebensqualitäts-Konzepte: Chancen und Grenzen“ werden Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Lebensqualitätsdaten in unterschiedlichen Kontexten des Gesundheitswesens diskutiert.

Das bisherige Modell der Medizin hat sich als Erfolgsgeschichte erwiesen, da die statistisch durchschnittliche Lebenserwartung immer noch alle fünf Jahre um etwa ein Jahr steigt. Doch gleichermaßen nimmt auch der Anteil der Patienten zu, der nicht geheilt werden kann, weil sie an chronischen Erkrankungen leiden. Vor diesem Hintergrund ist die Erhebung der von Patienten berichteten Lebensqualität ein sinnvolles Instrument, machen die Autoren im Diskurs-Heft deutlich.

Prof. Dr. Matthias Rose verweist darauf, dass die empirische Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat. Dies lasse erwarten, dass die Messung patienten-berichteter Merkmale in Zukunft in ähnlicher Weise erfolgen kann wie die biomedizinischer Parameter. Wichtig sei es, Messskalen zu definieren und zu validieren, um eine Übertragbarkeit der Ergebnisse zu erreichen. Sinnvoll wären Messungen, die sich „subkortikal“ interpretieren lassen, so wie die Celsius-Angabe beim Fieberthermometer.

Prof. Dr. Wolfgang Greiner erläutert, dass die Lebensqualitätsmessung in der Gesundheitsökonomie vor allem relevant ist, um Aussagen zum Nutzen einer Intervention ableiten zu können. Dabei seien für die Lebensqualitätsmessung Standards wie für jedes andere Messverfahren auch zu fordern. Die Gründe für die Ablehnung von Lebensqualitätsdaten im Kontext der frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel bezeichnet der Autor als diskussionswürdig. Gründe dafür seien einerseits in der Rigidität der Erstattungs- und Bewertungsbehörden zu finden. Andererseits machten aber auch die Nutzer der entsprechenden Instrumente vermeidbare Fehler.

Prof. Josef Hecken fordert, der Lebensqualität müsse im Zuge der frühen Nutzenbewertung ein deutlich höherer Stellenwert zukommen als bisher. Er plädiert dafür, das Fehlen von belastbaren Daten zur Lebensqualität in den Dossiers pharmazeutischer Unternehmen im Rahmen des rechtlich Möglichen zu sanktionieren. Der Ansatz der Value-based-Medicine mache eine umfassende Betrachtung verschiedener Endpunkte und ihrer Bewertung im Kontext möglich. Der Autor mahnt, die Frage nach dem Patientenwohl dürfe nicht abstrakt-generell, sondern sie müsse im Einzelfall im Zusammenwirken der behandelnden Ärzte und des Patienten gestellt werden.

Dr. Ulrike Kluge erörtert mit Blick auf die gesundheitsbezogene Migrationsforschung, wie heterogen die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist. Dies habe Konsequenzen für epidemiologische Studien zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Denn bei der Messung von Lebensqualität sei eine Vielfalt von Variablen zu berücksichtigen. So werfe Lebensqualität als Maß für Zufriedenheit Fragen bei einer Gruppe auf, deren Lebensbedingungen oftmals kaum Teilhabe- und Partizipationsmöglichkeiten zulassen. Die Autorin regt daher an, Erhebungsinstrumente mit Blick auf diese Zielgruppe zu modifizieren.

In der Diskussion plädierte das Plenum des Frankfurter Forums für größere Anstrengungen in Wissenschaft und klinischer Forschung, Lebensqualitätsdaten in hoher Stringenz zu erheben. Nötig sei eine intensive Diskussion, nach welchen Zielparametern Therapieerfolge gemessen und anschließend Ressourcen verteilt werden sollen.

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