Die grundsätzliche Entwicklungsrichtung des deutschen Gesundheitssystems ist abermals Thema des neuen Diskurshefts: Nachdem in der Frühjahrstagung 2023 und in Heft 28 das Generalthema unter dem Obertitel „Geld und Gesundheit – Patientennutzen zählt“ verhandelt wurde, zielte die Tagung im Herbst 2023 auf die Praxisrelevanz: Was sind positive Beispiele und was sind Rahmenbedingungen gelungener neuer Modelle in der Versorgung der Patienten?
Gemeinsam ist allen Strukturen des hiesigen Gesundheitssystems, dass die Historie von einem „sorgenden Motiv“ geprägt ist: Patientenwohl und Public Value sind und bleiben danach die zentralen Ziele. Kluge Regulatorik verfolgt das Ziel, die Wertschöpfung des Systems auf die Versorgung der Patienten und die Qualität der Angebote zu konzentrieren. Die Vernetzung der Akteure ist ein Schlüssel auf dem Weg zur besseren Koordination der Abläufe und der Kooperation der am Versorgungsprozess Beteiligten. Hier entwickelt sich in Deutschland erst schrittweise ein stärkerer Pragmatismus.
Dr. Regina Klakow-Franck macht am Beispiel der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) deutlich, dass neue Angebote die Komplexität und Intransparenz nicht erhöhen, sondern abbauen sollten. Vor diesem Hintergrund skizziert sie die noch kurze Geschichte der ASV als Warnung vor weiterer Regelungsdichte und Bürokratie. Verpasst wurde damit die Chance, die ASV als Nukleus eines Rahmenmodells für eine patientenzentrierte Versorgung an der Schnittstelle ambulant-stationär zu etablieren.
Dr. Isabella Erb-Herrmann und Dr. Hubert Schindler reflektieren in ihrem Beitrag die Erfahrungen mit dem seit 2010 etablierten Hessischen Onkologie-Konzept. Über eine strukturverändernde Krankenhausplanung sollten Bettenkapazitäten abgebaut und über die Bildung von Netzwerken die Qualität von Krebsbehandlungen verbessert werden. Diese Zielsetzung deckt sich mit den aktuellen Plänen auf Bundesebene zur Krankenhausreform.
Thomas Keck und Sabine Nußbeck beschreiben die Herausforderungen für die Rehabilitation, passgenaue Angebote für vernetzte Strukturen zu entwickeln. Multimorbidität, Fachkräftemangel, neue Erkrankungen und eine sich verändernde Krankenhauslandschaft sind die Begleitfaktoren für neue Leistungen der Deutschen Rentenversicherung, die das Ziel haben, Prävention, Rehabilitation und Nachsorge in einen sektorübergreifenden Versorgungskontext einzubetten.
Verena Nold schildert am Beispiel der Schweiz, dass pragmatische Lösungen und wettbewerbliche Suchverfahren angezeigt sind, um Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Im Nachbarland sind bereits drei von vier Versicherten in einem Modell mit eingeschränkter Arztwahl eingeschrieben. Dabei ist die „Gate Keeper“-Rolle der Hausärzte etabliert und stärkt die Grundversorger. Ein Modell mit Budgetverantwortung des Arztes („Capitation“) haben bisher erst 16 Prozent der Versicherten gewählt. Eine koordinierte Versorgung über die ganze Behandlungskette mit Budgetverantwortung soll in der Schweiz regional erprobt werden.
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