Das Herbstforum 2022 (27. Frankfurter Forum) greift das Thema Forschungsförderung in der Medizin, das bereits im Frühjahrsforum 2022 diskutiert wurde, noch einmal auf und legt den Schwerpunkt auf die Kooperation der Forschungsförderung.
Bei der Forschungsförderung in der Medizin ist über die Jahre hinweg ein intransparentes Geflecht mit unterschiedlichen Zielen, Interessen und Verantwortlichkeiten entstanden. Intransparenz bleibt dabei insbesondere das Nebeneinander von direkter staatlicher Forschung durch EU, Bund und Länder, den großen mit staatlichen Mitteln ausgestatteten Forschungsverbünden und Einrichtungen sowie den mit unterschiedlichen Perspektiven – Forschung oder Versorgung – fördernden Ministerien.
Es fehlt somit an einem transparenten und jederzeit öffentlichen Register, wer welche Vorhaben mit welchem Ziel und mit welchen Finanzvolumina unterstützt. Darauf haben die Autorinnen und Autoren in Heft 27 des Frankfurter Forums in unterschiedlichen Facetten hingewiesen, das unter dem Titel „Forschungsförderung in der Medizin: Zur Notwendigkeit eines koordinierten Vorgehens“ im Juni 2023 publiziert worden ist.
Eigentlich wäre die Koordination der Forschungsförderung auf unterschiedlichen Ebenen ein wichtiger Aspekt der medizinischen Entwicklung und des angestrebten Erfolgs. Denn dabei geht es nicht nur um die Entwicklung von neuen diagnostischen Verfahren, Therapieoptionen und technischen Unterstützungsmöglichkeiten. Koordination trägt auch dazu bei, Ziele zu definieren, Förderstrategien zu entwickeln und Forschungsrisiken zu minimieren. Schließlich hat eine koordinierte Finanzierung von Forschungsprojekten in der Medizin auch das Potenzial, die wissenschaftliche Infrastruktur zu stärken und die Ausbildung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern.
Anlässe für eine stärker koordinierte Forschungsförderung gäbe es genug: So belegt Deutschland mittlerweile mit Blick auf die Zahl klinischer Studien weltweit inzwischen nur noch Platz 6. Die dezentralen Regelungen des föderalen deutschen System mit Ethikkommissionen und Datenschutzbehörden, die vieles doppelt prüfen und nicht selten auch unterschiedlich bewerten, gelten als zeitraubend und bürokratisch.
Geboten wären neue Strategien auch bei der Translation. Zwar fördern forschende Pharmaunternehmen einen Großteil der klinischen Studien in Universitätskliniken, doch es entsteht bei der Translation der Innovationen in die Patientenversorgung zu oft eine Lücke. Als praktikabler Ansatz gilt es dabei, Transfer und Translation aus dem universitären Verwaltungsbetrieb auszugliedern und Experten mit Managementerfahrung und eigenem Geld an den Förderprojekten zu beteiligen.
Unzureichende Koordinierung und die Intransparenz in der Förderlandschaft, so ein Fazit der Autoren in Heft 28, schaden nicht zuletzt dem eigentlichen Anliegen: Denn auf diese Weise wird das Ausmaß der tatsächlich geleisteten Forschungsförderung systematisch unterschätzt. Gebremst wird dadurch nicht zuletzt eine faktenbasierte Diskussion über so entstehende Werte und gesellschaftliche Wohlfahrt.
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